Ein Inserat macht noch lange keinen Marktplatz.

Die Idee hinter Brixel.

Michael Wiedemann
5 min readJan 25, 2021

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Die Geschichte von Brixel beginnt, als wir als Design-Agentur für eine der grössten Immobilienplattformen der Schweiz arbeiteten. Wir waren überrascht, wie wenig so ein Online-Inserat eigentlich kann. Man filtert ein paar Immobilien, ruft dann beim Kontakt an oder schreibt eine Nachricht. Das wars. Doch der Kauf hat noch nicht mal richtig angefangen. Die Transaktion ist in weiter Ferne. Und das nennt man Immobilienmarktplatz? Auf einem Marktplatz kann man doch was kaufen, nicht nur Dinge anschauen.

Die Grundidee war geboren: was ist wenn man eine Immobilie online wirklich kaufen oder verkaufen könnte. Von A wie Bewertung bis Z wie Vertragsabschluss. Ja wieso gibt es eine solche Transaktionsplattform eigentlich nicht? Uns wurde schnell klar wieso. Für eine Transaktion braucht es wie an der Börse einen gewissen Standard, ein hohes Mass an Transparenz und klare Spielregen. Doch hier fängt das Problem an.

Der Standard ist, dass es keinen Standard gibt.

Inserateplattformen sind nichts anderes als digitale schwarze Bretter und Online-Zeitungsinserate. Ihr Wert ist die Reichweite. Die Qualität der Anzeige aber liegt in den Händen der ErstellerInnen. Das ist bei einem „gebrauchten Sofa für CHF 100 zum selber abholen“ nicht weiter schlimm. Doch bei einer Immobilie für CHF 1 Million? Sollte man da nicht einen gewissen Qualitätsstandard erwarten? Es handelt sich immerhin um das teuerste Objekt, das man in seinem Leben kauft oder verkauft.

Doch Qualität ist nicht das Geschäftsmodell der Plattformen. Denn Qualität kostet. Sie verdienen ihr Geld mit der Platzierung der Inserate, mit Werbung, Klicks und Vermittlung von Hypotheken. Und so findet man jegliche Art von Immobilienanzeigen: Einmal zwanzig verwackelte Bilder, ein andermal drei Hochglanzfotos, dann blumige Texte für lichtdurchflutete Liebhaberobjekte oder eine schroffe Aufforderung „für mehr Information bitte melden“. Man erfährt, dass die nächste Autobahnauffahrt 1720 Meter entfernt ist, bekommt aber keine Informationen zum Grundriss. Von Standard kann also nicht die Rede sein. Und so war für uns klar: als Markplatz müssen wir zuerst einen hohen Qualitätsstandard gewährleisten.

Und wer sagt uns was es dazu braucht? Die KäuferInnen und die Banken. Denn die kaufen bzw. finanzieren ja das lichtdurchflutete Liebhaberobjekt. Und wir merkten bald, wenn wir den verschiedenen Ansprüchen gerecht werden möchten, dann müssen wir die Aufbereitung der Immobilien selber machen oder zumindest die VerkäuferInnen bestens unterstützen. Wir haben viel Zeit und Geld in Research, Design und Entwicklung investiert, um diesen Standard effizient und kostengünstig für jedes neue Brixel-Objekt in Europa sicherzuerstellen. Und so hat heute jede Brixel-Immobilie eine Schätzung, eine eigene Website mit vollumfassenden Informationen, eine 3D-Tour zur Besichtigung vorab, genaue Grundrisse, einen Zugang zu den wichtigsten Dokumenten und ja natürlich: auch Infos zur nächsten Autobahnauffahrt. Ein erfahrener Partner gab uns die Rückmeldung: „Noch nie habe ich es erlebt, dass beim Verkauf keine der Banken weitere Informationen braucht oder Rückfragen zum Objekt hat“. Ausserdem hören wir regelmässig von KaufinteressentInnen, dass unsere Aufbereitung zum Besten gehört, was sie auf dem Markt sehen. Qualitätsstandard: Check!

Cut out the Mittelsmann

Dafür gibt es doch die Makler! In der Theorie sind ja genau diese für den Qualitätsstandard zuständig. Dafür zahlt man ja u.a. eine teure Provision. Lustigerweise wollten wir zu Beginn mit der Maklerzunft zusammenarbeiten und führten diverse Gespräche. Bei der Qualität war man sich oft noch einig, auch wenn diese in der Praxis nur teilweise sichtbar ist. Doch unser Vorsatz von klaren Spielregen und hoher Transparenz war meistens nicht mehr so „branchenüblich“. Das fängt beim Maklervertrag an. Wir haben dutzende Versionen dieser Verträge gesehen und für uns war klar, dass wir solche Verträge nicht als Basis unserer Kundenbeziehung möchten. Den Vertrag unterschreibt die Verkäuferin ganz am Anfang — ohne zu wissen, wie und ob der Verkauf am Ende wirklich zustande kommt. Exklusivität, Mindestverkaufspreis, Zusatzkosten und Erfolgsnachweis werden nur teilweise oder falsch verstanden.

Das wichtigste Argument dagegen lieferten jedoch die KäuferInnen: „Wir möchten direkt mit den Besitzerinnen zu tun haben und nicht mit Zwischenhändlern. Es macht den Kauf unnötig komplex, undurchsichtig und überteuert.“ Und dann kam der entscheidende Zusatz: „Ich würde sogar dafür zahlen, um direkt mit dem privaten Verkäufer zu kommunizieren.“

Es war klar, wenn unser Markplatz ohne klassischen Vermittler auskommt, so senkt das die Kosten der Transaktion und erhöht die Zahlungsbereitschaft der KäuferInnen.

Befähigen anstatt bevormunden.

Anfangs stürzen wir uns in die Digitalisierung. Wir entwickelten zusammen mit einem Bewertungsinstitut die erste gratis Online-Schätzung der Schweiz. Wir sammelten Marktdaten, berechneten Preisentwicklungen und bauten wie bei einer Börse eine Trading-Funktion. Hier kommt die Zukunft. Dachten wir.

Unser erster Imagefilm fokussierte sich auf das digitale Erlebenis und deren Möglichkeiten.

Die Leute zeigten Interesse, viele waren begeistert von den neuen Möglichkeiten und registrierten sich für Brixel. Doch sobald es ernst wurde, wenn es wirklich darum ging sein Haus zu verkaufen, wechselten sie zum klassischen Makler. Das Risiko, etwas falsch zu machen, war ihnen zu gross. Die Makler sassen bei ihnen zuhause am Küchentisch, bestärkten alle Ängste und die „Erlösung“ war nur eine Vertragsunterschrift entfernt. Wir hingegen waren ein Tool und weit weg. Es war deprimierend für uns.

Aus dieser Not wurde schnell eine Tugend. Wir setzten uns das Ziel, 100 begeisterte Kundinnen zu gewinnen, indem wir den bestmöglichen Kundenservice bieten. Wir fuhren vier Stunden in das hinterste Tal der Schweiz und machten kostenlose 3D-Aufnahmen. Wir fügten eine Testperiode für all unsere Dienstleistungen hinzu. Das bedeutet, potentielle Kundinnen können den vollen Brixel Service gratis testen — ohne Kleingedrucktes und Knebelverträge. Ja wir überzeugten unsere Investoren sogar, dass wir eine Immobilie kaufen und so den Prozess und die Kundenprobleme am eigenen Leib erleben.

Jetzt waren wir ganz nah bei der Kundschaft. Wir gewannen sie mit Menschlichkeit und überzeugten sie mit digitaler Exzellenz. Unsere Kundinnen wollen nicht komplett selbstständig verkaufen, das Risiko ist ihnen zu gross. Aber sie wollen selbstbestimmt den Verkauf und Kauf in die Hand nehmen und von Brixel dazu befähigt werden.

Kundenfeedback nachdem wir Brixel mit Serviceleistungen ergänzt haben

Es war immer schon in unserem Namen „Brixel“. Eine Vermischung aus digitalen Pixel und echten Bricks. Jetzt hatten wir die richtige Kombination aus digitaler und menschlicher Unterstützung gefunden. Das Ergebnis heute: 100% Kundenzufriedenheit und viele neue Kunden durch Weiterempfehlung. Auch immer mehr Partnerschaften entstehen. So benutzen Treuhänder, Architektinnen und Projektentwickler Brixel als neuen Standard für ihre Kunden.

Das ist Brixel. Ein integrierter Immobilienmarkt von Privat zu Privat. Geboren in der komplexen Schweiz, bereit für ganz Europa. Als Basis stellen wir überall mit einem hohen Qualitätsstandard Vertrauen und Transparenz sicher. Indem wir mit Services unterstützen und mit Technologie durch den Prozess führen, schaffen wir den effizientesten Weg zum Notariat— ganz ohne Nebengeräusche. Wir verdienen unser Geld nicht durch Werbung, Vermittlungen oder Maklerprovisionen, sondern durch klare Leistungen für beide Parteien. Wir verlangen faire Gebühren, welche bei einer erfolgreichen Transaktion fällig werden. Dafür sind unsere Kundinnen bereit zu zahlen. Nicht mehr und nicht weniger.

Ende — und erst der Anfang.

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Michael Wiedemann
Michael Wiedemann

Written by Michael Wiedemann

Co-founder of Brixel. Demystifying the real estate monster with tech, design and empathy.

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